Urban Gardening: Wie man in der Stadt ein nachhaltiges Zuhause mit eigenem Garten schafft 

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Die Urbanisierung schreitet voran und immer mehr Menschen ziehen in die Städte. Doch bedeutet das, dass wir auf die Freuden des Gärtnerns und den Kontakt zur Natur verzichten müssen? Ganz und gar nicht! Urban Gardening, auch bekannt als Stadtgärtnern, ermöglicht es Stadtbewohnern, eine grüne Oase inmitten des städtischen Trubels zu schaffen.

 

Urban Gardening bezieht sich auf die Praxis des Anbaus von Pflanzen, Gemüse, Blumen oder Kräutern in städtischen Umgebungen und auf begrenztem Raum. Es ist eine Möglichkeit für Stadtbewohner, trotz begrenzter Fläche und fehlender traditioneller Gartenflächen den Kontakt zur Natur zu suchen und selbst angebaute Lebensmittel zu genießen.

 

Warum Urban Gardening im Trend ist

In einer Stadt voller Beton und Stahl sehnen sich viele Menschen nach einem Stück Natur. Urban Gardening bietet die Möglichkeit, Pflanzen, Blumen und sogar Gemüse anzubauen, um diese Verbindung zur Natur wiederherzustellen. Durch das Anbauen von eigenen Lebensmitteln wird zudem der ökologische Fußabdruck reduziert.

Gärtnern hat nachgewiesenermaßen positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Das Arbeiten im Garten kann Stress reduzieren, die Stimmung verbessern und eine entspannende Flucht aus dem hektischen Stadtleben bieten.

Doch das sind noch nicht alle Vorteile, die Urban Gardening mit sich bringt. Die Grünflächen im städtischen Raum können gewisse Mengen CO2 binden und zur Luftreinigung beitragen. Insekten, Vögel und andere Tiere finden außerdem Nahrung und Zuflucht in den Grünflächen.

Letztlich verschönern Stadtgärten das Gesamtbild und verwandeln graue Betonlandschaften in blühende, grüne Oasen.

 

Der Unterschied zwischen Urban Gardening und Urban Farming

Der Hauptunterschied zwischen Urban Gardening und Urban Farming besteht in der wirtschaftlichen Ausrichtung. Urban Gardening ist in der Regel kleiner, nicht-kommerziell und zielt darauf ab, persönliche Bedürfnisse und Interessen zu erfüllen, während Urban Farming größere Projekte umfasst, die auf die kommerzielle Produktion von Lebensmitteln oder Nutzpflanzen ausgerichtet sind. Größere landwirtschaftliche Betriebe betreiben städtische Gemüsefarmen, Aquaponik-Betriebe oder Dachgärten.

Urban Farming konzentriert sich in der Regel auf Nutzpflanzen, die in größerem Maßstab angebaut werden, wie Gemüse, Obst und manchmal Getreide oder Hülsenfrüchte. Die Auswahl der Pflanzen ist oft auf Arten beschränkt, die wirtschaftlich rentabel sind.

Beide Ansätze tragen jedoch zur Nachhaltigkeit und zur Nutzung urbaner Räume für landwirtschaftliche Zwecke bei.

 

 

Wie startet man mit Urban Gardening?

Ob Balkon, Fensterbank, Dachgarten oder Gemeinschaftsgarten: Der erste Schritt ist die Auswahl des richtigen Ortes. Wichtig ist die Sonneneinstrahlung und der verfügbare Platz. Wer nicht über einen Balkon oder eine (Dach)Terrasse verfügt, kann sich in Städten, in denen Urban Garding praktiziert wird, einem Gemeinschaftsgarten anschließen oder selbst einen ins Leben rufen. Das gemeinsame Gärtnern fördert den Zusammenhalt und soziale Kontakte.

Ist ein Standort gefunden, geht es an die Auswahl der richtigen Pflanzen. Besonders geeignet sind Sorten, die auch mit wenig Platz zurechtkommen und in Töpfen wachsen:

  • Kräuter: Kräuter sind eine ausgezeichnete Wahl, da sie oft kompakt wachsen und in Töpfen oder sogar auf Fensterbrettern gedeihen können. Beispiele sind Basilikum, Petersilie, Oregano, Minze und Thymian.
  • Tomaten: Tomatenpflanzen können in großen Töpfen oder Behältern auf Balkonen oder Terrassen angebaut werden. Sie sind eine der beliebtesten Gemüsesorten für Urban Gardening.
  • Paprika: Paprikapflanzen sind ebenfalls gut für Behälter und Balkone geeignet.
  • Erdbeeren: Erdbeeren können in hängenden Körben oder vertikalen Pflanzgefäßen angebaut werden und sind ideal für begrenzte Räume.
  • Salat: Verschiedene Salatsorten wie Römersalat, Kopfsalat und Spinat können in flachen, breiten Behältern oder Pflanzgefäßen angebaut werden. Pflücksalate sind ebenfalls eine Option.
  • Gurken: Zwerggurken oder kletternde Gurkenarten eignen sich für vertikales Gärtnern auf Balkonen oder Terrassen.
  • Bohnen: Buschbohnen oder Kletterbohnen können in Töpfen oder an Gittern und Rankhilfen angebaut werden.
  • Säulenobst: Mittlerweile gibt es Apfel- oder Birnbäume, die in Form von schmalen Säulen wachsen und wenig Seitenholz austreiben. Die Früchte wachsen dicht am Stamm und gedeihen somit auch auf begrenztem Platz.

Je nach Pflanze, muss das richtige Pflanzgefäß her. Töpfe oder kompakte Hochbeete sind ideal, da sie platzsparend sind. Es gilt jedoch auf eine ausreichende Drainage zu achten. Eine gute Pflege ist entscheidend, wenn die Pflanzen eingezogen sind. Dazu gehört selbstverständlich das regelmäßige Gießen, jedoch auch das Düngen und Ausschau halten nach Schädlingen.

 

Urban Gardening auf dem Balkon: ein konkretes Beispiel

In den meisten Stadtwohnungen ist allenfalls ein Balkon vorhanden, der zum Urban Gardening genutzt werden kann. Das Beispiel lässt sich jedoch auch auf eine Dachterrasse oder herkömmliche Terrasse übertragen.

Entlang der Balkonbrüstung oder auf Regalen können Töpfe oder Pflanzgefäße aufgestellt werden, um Kräuter wie Basilikum, Oregano, Thymian und Minze anzubauen. In größeren Behältern auf dem Boden sowie in Hochbeeten können Tomaten, Paprika, Salat oder Erdbeeren wachsen.

Bei begrenztem Platz eignen sich vertikale Gartenstrukturen oder Pflanzgefäße, die an der Wand installiert werden. Kletternde Pflanzen wie Gurken, Bohnen oder Efeu können an diesen Strukturen wachsen und den Raum effektiv nutzen. Eine vertikale Kräuterwand mit Pflanztaschen und Regalen ist nicht nur praktisch, sondern verleiht dem Balkon auch interessante visuelle Dimensionen. Ein solches vertikales Kräuterregal lässt sich beispielsweise unkompliziert aus einer Euro-Palette bauen.

Hängende Körbe oder Töpfe können an der Balkondecke oder an einem Gestell aufgehängt werden. Erdbeeren, Radieschen, Rucola oder Pflücksalat fühlen sich dort wohl. Auch klassische Balkonkästen sind hierfür geeignet. In ihnen lassen sich, wenn sie eine gewisse Tiefe haben, sogar Möhren anbauen.

Ein Balkon kann jedoch noch mehr. Um den Ökologischen Fußabdruck noch weiter zu reduzieren, kann neben eigenem Obst und Gemüse auch eigener Strom produziert werden. Mini-Solaranlagen sind eine hervorragende Möglichkeit, um ein eigenes kleines Balkonkraftwerk zu betreiben. Und das Beste daran ist: mit bis zu vier Solarmodulen und einer maximalen Wechselrichterleistung von 600 Watt wird noch nicht einmal ein Elektriker benötigt, um die Anlage einzustecken.

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Ein ständiger Lernprozess

Neulinge in Sachen Stadtgarten können sich anfangs mit Herausforderungen und Problemen konfrontiert sehen. Nicht alle Pflanzen gedeihen auf Anhieb. Vielleicht schaffen die Jungpflanzen es nicht über dieses Stadium hinaus und gehen vorher ein. Es ist auch möglich, dass sie durch die falsche Pflege vielleicht gar keine Früchte tragen.

Das ist jedoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Jede Pflanze hat andere Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Um den speziellen Bedürfnissen der Pflanzen gerecht zu werden hilft es, sich mit anderen Urban Gardening-Enthusiasten auszutauschen. Bücher, Online-Ressourcen und lokale Gartenvereine können wertvolle Informationen bieten.

Gemeinschaftsgärten sind eine gute Anlaufstelle für Anfänger. Dort sind meist erfahrenere Stadtgärtner am Werk, die gerne ihr Wissen teilen. Sie schaffen einen Ort, an dem Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Hintergründen zusammenkommen können. Dies trägt unter anderem zur Bildung einer vielfältigen und integrativen Gemeinschaft bei.

 

Urban Gardening vs. Guerilla Gardening

Guerilla Gardening ist eine Aktionsform des Urban Gardening, bei der Menschen oft auf kreative und unkonventionelle Weise öffentliche oder brachliegende Flächen in städtischen Umgebungen bepflanzen, ohne die ausdrückliche Erlaubnis oder Genehmigung der Eigentümer oder Behörden einzuholen.

Diese Aktivisten greifen auf spontane Aktionen zurück, um öde oder vernachlässigte Bereiche wie Straßenecken oder Verkehrsinseln in grüne und lebendige Oasen zu verwandeln. Dabei setzen sie eine Vielzahl von Pflanzen ein: Von Blumen und Sträuchern bis zu Gemüse und Obstbäumen. Die Auswahl hängt von den klimatischen Bedingungen und dem verfügbaren Platz ab.

Obwohl Guerilla Gardening oft als nicht-politische Aktivität angesehen wird, gibt es unter den Teilnehmern häufig das Bestreben, soziale und ökologische Botschaften zu vermitteln. Die Aktionen können auf Umweltschutz, Nahrungsmittelsicherheit oder die Neugestaltung urbaner Räume aufmerksam machen.

Die Legalität solcher Aktionen kann je nach Stadt und Land variieren. Einige Städte ermutigen oder tolerieren diese Praxis, während andere sie als illegale Landnahme betrachten. Guerilla-Gärtner müssen häufig mit der Möglichkeit konfrontiert werden, dass ihre Arbeit entfernt oder zerstört wird.

 

Fazit

Urban Gardening ist mehr als nur eine Möglichkeit, Pflanzen anzubauen. Es ist eine Bewegung, die Gemeinschaften stärkt, die Umwelt schützt und die Lebensqualität in der Stadt verbessert. Und wer das Glück hat, einen eigenen Garten zu haben, kann darüber nachdenken, ob es sich aus Nachhaltigkeitsgründen lohnt, einen Brunnen bauen zu lassen.