Warum Coliving-Spaces in Deutschland immer beliebter werden

In den vergangenen Jahren hörte man immer wieder von Coworking-Spaces, die praktisch wie im Sturm die Welt eroberten. Heute findet man in jeder Großstadt mehrere Anbieter zum gemeinsamen und flexiblen Arbeiten. Doch daraus entsteht derzeit noch ein weiterer Trend: Coliving. Dabei handelt es sich nicht um Studierenden-WGs mit knappen Budgets, sondern mehrheitlich um junge Professionals, die vor allem eine Gemeinschaft und hohen Komfort schätzen.

Wohnungen in Deutschland zu finden, insbesondere für einen kurzen Aufenthalt, ist ausgesprochen schwierig. Anbieter wie Rentola listen zwar zahlreiche Wohnungen zur Miete im ganzen Land, die sich prinzipiell sowohl zur kurz- als auch langfristigen Miete eignen. Aber beim Coliving übernimmt ein zentraler Anbieter die Verpflichtungen und teilt je nach Verfügbarkeit interessierten Professionals ein Zimmer zu. Das Wohnkonzept überzeugt also durch Flexibilität, Komfort und eine Gemeinschaftszugehörigkeit. Dadurch kann es speziell Expats aus dem Ausland begeistern, die ohnehin nur kurz in der Stadt bleiben möchten.

Anatolii Igolkin, Canva.com

Was unterscheidet Coliving von einer WG?

Die klassische WG (Wohngemeinschaft) sieht auf den ersten Blick zwar relativ ähnlich aus, aber die Unterschiede verstecken sich im Detail. Bei einer WG mietet für gewöhnlich ein Hauptmieter die Wohnung an, während die Mitbewohner als Untermieter auftreten. Das erleichtert die rechtliche Handhabung zwischen Mieter und Vermieter, falls es mal zu Problemen kommen sollte. Es gibt noch andere Formen mit mehreren Hauptmietern oder Einzelverträgen, jedoch sind diese weniger beliebt.

Grundsätzlich sind es aber langfristige Mietverträge mit allen Verpflichtungen, die damit einhergehen. Zudem steht bei einer WG oft ein wichtiger Aspekt im Vordergrund: Geld sparen. Es ist nämlich in der Regel die mit Abstand günstigste Option, in einer sonst teuren Stadt zu wohnen. Deswegen sind WGs bei Studierenden so beliebt, während Berufstätige mit stabilen Einkommen diese Art der Wohnform eher meiden. Eine WG ist also eher Mittel zum Zweck als eine freiwillige Wahl.

Coliving unterscheidet sich hingegen in vielen Aspekten. Der Aufenthalt kann flexibel angepasst werden, lange Vertragslaufzeiten sind nicht nötig. Die geteilte Wohnung verfügt über eine hochwertige Möblierung samt aller notwendigen Einrichtungs- und Ausstattungsmerkmale. Internet, Strom und Nebenkosten sind oft inkludiert und es gibt sogar eine regelmäßige Reinigung. Im Gegenzug ist die Miete dafür sogar höher als bei einer gewöhnlichen Wohnung.

Vorteile für Freiberufler, Expats und digitale Nomaden

Das scheint auf den ersten Blick ein wenig seltsam zu wirken, es hat aber für bestimmte Berufsgruppen unschlagbare Vorteile. Vor allem Freiberufler, Expats und digitale Nomaden greifen vermehrt zum Konzept von Coliving. Sie können dadurch selbst kurzfristig eine schöne Unterkunft finden, die meistens günstiger als ein Hotel ist, jedoch weiterhin einen hohen Komfort bietet.

Zudem schätzen insbesondere junge Professionals und Besucher aus dem Ausland die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Wer schon einmal eine Nacht in einem Hostel mit Mehrbettzimmer verbracht hat, wird wahrscheinlich wissen, wie einfach es in einer solchen Situation ist, neue Menschen kennenzulernen. Coliving setzt auf ein ähnliches Konzept, aber mit weitaus mehr Komfort und Privatsphäre. Das gemeinsame Wohnzimmer dient dann dennoch als regelmäßiger Treffpunkt.

Eine zentrale Lage in der Stadt und gemeinsame Events gehören meistens ebenfalls zum Coliving dazu, damit die Bewohner noch schneller Kontakte aufbauen können. Das gilt speziell für ganze Wohnhäuser, die dieses Konzept übernehmen. Luxuriöse Angebote bieten dabei sogar weitere Einrichtungen wie ein Fitnessstudio oder eine schicke Dachterrasse, um das gemeinsame Zusammenleben stärker zu fördern. Ein schickes Büro bzw. Coworking-Space sollte ohnehin zum Angebot gehören.

Höhere Anforderungen an die Hausverwaltung

Doch das Konzept kommt auch mit einigen Herausforderungen einher, speziell mit Hinblick auf die Hausverwaltung. Wer ein Coliving-Space erfolgreich betreiben möchte, muss viel Arbeit investieren. Die meisten Mieter wünschen sich flexible Verträge mit kurzer Laufzeit, die die genaue An- und Abreise berücksichtigen sollen. Eine durchgängige Belegung ist also praktisch unmöglich, was der höhere Mietpreis natürlich kompensiert.

Zudem ist das Thema Sicherheit unter jungen Professionals ein wichtiger Punkt, der heute aufgrund von modernen Technologien meistens kein Problem mehr ist. Elektronische Schlösser an der Eingangs- und an jeder Zimmertür erlauben dank App das einfache Einrichten der jeweiligen Zutrittsrechte. Zudem besteht kein Risiko mehr, dass aufgrund von Missbrauch die Schlösser ausgetauscht werden müssen. Das alles kann heutzutage völlig digital erledigt werden.

Letztlich muss ein Coliving-Space auch einen erfahrenen Community Manager bereitstellen, der sich um alle Probleme kümmert und für hohes Wohlbefinden sorgt. Schließlich steht das Konzept für komfortables Wohnen innerhalb einer Gemeinschaft, da darf es keinen Frust geben. Defekte Duschköpfe oder ausgefallenes Internet sind schnellstens zu beheben, ein Community Manager kümmert sich genau um solche kleinen und größeren Probleme.

Fazit

Coliving ist in Deutschland zwar noch in der Anfangsphase, aber mit Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung und die neuen flexiblen Arbeitsmöglichkeiten, bietet es einigen Berufsgruppen genau die richtige Alternative. Freiberufler, Expats und digitale Nomaden aus der ganzen Welt gehören zu den primären Zielgruppen, denen der höhere Preis nichts ausmacht.

Denn im Gegenzug erhalten sie viel Flexibilität, Komfort und die einmalige Gelegenheit, mit anderen Professionals Kontakte und Freundschaften fürs Leben knüpfen zu können. Damit ist es eine tolle Alternative zum Wohnen auf Zeit.